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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 147

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 147 — Bogen, Kapitaler aller Art). Das erste Beispiel solcher Neuerungen gab Italien, von wo nun diese Wiederholung der altrömischen Baukunst sich auf andere Länder verbreitete. Man nannte diesen Baustyl Renaissance (Wiedergeburt). Die meisten Baudenkmäler dieser Periode dienten fast ausschließlich weltlichen Zwecken. (Paläste, Rathhäuser, Schlösser, auch bürgerliche Wohnhäuser.) Nicht nur in den großen, prachtvollen Palastbauten zu Rom, Florenz, Genua, Venedig rc. fand die Renaissance ihre Anwendung, sondern auch in andern Ländern entstanden herrliche Bauwerke in diesem Styl. Am meisten und schnellsten verbreitete sich der Renaissancestyl in Frankreich, wo die Könige Franz I. und Heinrich Ii. große Palastbauten ausführen ließen. Hier erlebte dieser Baustyl unter Ludwig Xiv. jene bis zum Indischen und Chinesischen greifende Ausartung, die man mit dem Namen Roco cco oder „Perrückenstyl" bezeichnet. Auch in Deutschland fand die Renaissance bald Eingang. Die schönsten Erzeugnisse des Styls sind an die Rathhäuser zu Augsburg, Nürnberg, das Zeughaus und die Haupttheile des königl. Schlosses zu Berlin (Andreas Schlüter 1700), endlich die Palastbauten Friedrich's d. Gr. in Potsdam und Berlin. Aber auch in Deutschland fand der sogenannte Rococcostyl Eingang und endete in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit gänzlicher Erschöpfung und vollständigem Verfall. Nach der französischen Revolution nahmen jedoch die drei Künste, Architektur, Skulptur und Malerei besonders in Deutschland wieder einen bedeutenden Aufschwung. Angeregt durch die kunstwissenschaftlichen Werke des Dich> ters Lefsing und feines Zeitgenossen Winkelmann war der Sinn für dasschöue wieder geweckt. Eine große Anzahl von Malern wetteifert feit dem Anfange des 19. Jahrhunderts in allen Gattungen mit einander. In der Skulptur leisteten der Däne Thorwaldsen, der Baier Schwanthaler und der Berliner Ehr. Rauch ganz Vorzügliches. Die Architektur neigte sich wieder den ältern reinen klassischen Baustylen zu und fanb Beschützer in den Königen Ludwig von Baieru und Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen. Verschiebene Bauten in München und Berlin (das Museum) geben Zeugnis, bass die tunst in Deutfch-lanb noch hoch steht. 4. Die Musik. Die Vervollkommnung der Musik im Reformatious-zeitalter ging von den Nieberlänbern aus. Sie komponierten zuerst mehrstimmige Gesänge und ließen bieselben von geschulten Sängern aufführen. Aber balb würden die Italiener wie in allen Künsten so auch in der Musik das Volk, welches vor allen andern hervorleuchtete und als Muster galt. Die Italiener erhoben die Musik zur wirklichen Kunst, zur Tonkunst Der erste Reformator der Tonkunst war der große Kapellmeister Pale« strina (geb. 1524 in Rom). Er verbesserte zunächst den Kirchengesang, 10*

2. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 121

1879 - Leipzig : Teubner
Ludwig Xiv. von Frankreich 1643—1715. 121 gehörte nach seiner Meinung ihm allein; kein Recht galt ihm gegenüber, er konnte nach Willkür über alles verfügen. Das Volk, eine rechtlose Heerde, sollte nur für seine Zwecke, für sein Vergnügen arbeiten und wurde schonungslos bis zur äußersten Erschöpfung mit Steuern belegt. Denn er brauchte ungeheures Geld. Zur Verherrlichung seiner Person umgab er sich mit einer glänzenden Pracht. An seinem Hofe herrschte eine maßlose Verschwendung, Feste und Lustbarkeiten wechselten bei seinem Hange nach Vergnügen in der ausgesuchtesten Mannigfaltigkeit. Aber hinter der feinsten, abgemessensten Etiquette und dem blendenden Scheine barg sich eine tiefe Unfittlichkeit; jede Tugend war nur Maske, Selbstsucht und niederer Genuß beherrschte alle Kreise. Die Neigung für Pracht und Glanz veranlaßte den König auch zu kostspieligen Bauten. Er verschönerte Paris, und außerhalb desselben wnrde eine Menge von Lustschlössern vergrößert und verschönert oder neu erbaut, und alle mit großem Luxus ausgeschmückt. Seine gewöhnliche Residenz war das Schloß zu Versailles, das er aus einem kleinen Jagdschloß in ein großartiges Bauwerk umwandelte, im Innern mit verschwenderischer Pracht ausstattete und mit einem Parke umgab, der 10 Dörser in sich schloß. Durch die Nähe des Hofes war Versailles, bisher ein kleines Dorf, bald zu einer Stadt von 30,000 Einwohnern erwachsen. Durch solche Anlagen wurden die verschiedenen Künste, namentlich die Baukunst, Bildhauerkunst und Malerei, mächtig gefördert Auch die Dichtkunst und die Wissenschaften hatten an Ludwig Xiv. einen freigebigen Beschützer, so daß unter ihm die französische Literatur ihr goldenes Zeitalter hatte. Aber diese Unterstützung der Kunst und Wissenschaft entsprang bei dem König nicht ans einer befonberen Vorliebe für biefe höhere Thätigkeit des menschlichen Geistes — bei der feinen und würdevollen Außenseite war er innerlich roh —, sondern er begünstigte sie aus Selbstsucht und Prachtliebe. Die Dichter, wie Corneille und Racine, wurden an den Hof gezogen und unterstützt, damit sie ihm schmeichelten und seine Größe, seine Weisheit und Tugend priesen.

3. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 290

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
290 V. Brandenburg - Preußens wachsende Macht. antrat, wo die Krönung stattfinden sollte. Am 15. Januar (1701) durchzogen vier reichgekleidete Herolde die Straßen der preußischer: Hauptstadt und verkündeten unter dem Geläute aller Glocken dem Donner der Kanonen und dem Jubel des Volkes die Erhebung Preußens zum Königreich. Am 17. Januar stiftete Friedrich den hohen Orden vom schwarzen Adler, den höchsten des preußischen Staats. (Das Ordenszeichen ist ein silberner Stern mit dem schwarzen Adler in ^er Mitte und der Umschrift: „suum cuique“ d- i. „Jedem das Seine".) Am Morgen des 18. Januar ver-vm"] Endigte das'geläute der Glocken und der Donner der Geschütze <U1 J den Bewohnern Königsbergs, daß der wichtige Tag der Krönuna angebrochen sei. Um 9 Uhr erschien der König in dem großen Saale des Schlosses, ließ sich auf dem dort errichteten Throne nieder, setzte sich die ihm überreichte goldene Krone selbst aufs Haupt, krönte hierauf auch die Königin und nahm dann die Huldigungen der Prinzen seines Hauses und der Stände des Landes entgegen. Nun begab man sich in feierlichem Zuge zur Kirche. Am Portale wurden die Majestäten von den beiden Oberhofpredigern, die an diesem Tage zu Bischöfen ernannt waren, mit den Worten empfangen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn." Nach der Predigt schritt der König auf den Altar zu, legte Krone und Scepter ab, kniete nieder, und der reformirte Bischof salbte ihn an der Ltirn und an den Pulsadern der Handgelenke mit den Worten: „Gott salbe unsern König mit seinem heiligen Geist." In derselben Weise wurde auch die Salbung der Königin vollzogen. Das Volk aber rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!"' Unter Kanonendonner, Trompeten- und Paukenschall kehrte der Zug nach dem Schlosse zurück, wo ein glänzendes Festmahl abgehalten wurde. Aber auch das Volk ging nicht leer aus. Aus freiem Platze wurde ein ganzer Ochse, angefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, am Spieße gebrateu und unter die Menge vertheilt; dazu sprudelte ein künstlicher Springbrunnen rothen und weißen Wein. Die Armen von Königsberg erhielten 1000 Thaler, und hier wie in Berlin wurden neue Armenhäuser gegründet. — Fast ein Vierteljahr hindurch wechselten in Königsberg die verschiedenartigsten Festlichkeiten. Dauu begab sich der König nach Berlin, wo der Einzug nicht minder glänzend war. Den Schluß machte ein im ganzen Laude abgehaltener Dank-, Buß- und Bettag. Wer aber heute die Macht und den Glanz Preußens und seiues erhabenen Herrscherhauses erschaut, der muß in die Worte ausbrechen, über welche an jenem Tage in allen Kirchen gepredigt wurde: „Das hat Gott gethan!" Preußen verdankt der Regierung Friedrichs I., wie sich der neue König nannte, manches Schöne und Gute. Künste, Wissenschaften und gelehrte Schulen fanden an ihm einen eifrigen Förderer;

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 364

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
364 Ix. Das neue Deutschland. -is ch l c g c l, 5ubtotß ~tccf, Heittrid) von Kleist, Semite, die Sänger der Freiheitskriege Max von Schenkendorf, Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner („Zriny") und Friedrich Rucke rt, Chamisso, Platen („das Grab des Busento"), Ludwia Uhland („des Sängers Fluch", „schwäbische Knnde"), Gustav Schwab („das Gewitter"), Insti nus Kerner, H ein e („Loreley"), Hofsmauu von Fallersleben, Freiligrath („Löwenritt") Zedlrtz, Lenau, Emauuel Geibel. Als Romanschriftsteller verbienen genannt zu werben: Jean Paul (Richter), Zschokke, Jmmermann („Münchhausen"), Freytag; als Erzähler'im Volkstone: Hebel („Schatzkästlein"), Berthold Auerbach, W. O. von Horn (Oertel), Fritz Reuter (in plattdeutscher Mundart); als Bearbeiter altdeutscher Heldensagen: Simrock; als Märchendichter: die Gebrüder Grimm. Die Blüthezeit der Dichtkunst brachte auch die größten Meister der^Tonkuntz hervor, einen Bach, Händel, Gluck, Haydn, Mozart und Beethoven. Die berühmtesten Vertreter der Baukunst sind Schlüter, der Erbauer des königlichen Schlosses und des Zeughauses zu Berlin, Knobelsdorf, von dem die meisten Bauwerke aus der Zeit Friedrichs des Großen herrühren, Schinkel (altes Museum und Schauspielhaus in Berlin), Stüler (neues Museum), Strack u. A. Aus dem Gebiete dw Bildhauer--tunst haben sich außer Schlüter (Standbild des großen Kurfürsten) noch Sch ad o w (Siegesgöttin auf dem Brandenburger Thore zu Berlin), Rauch (Reiterstandbild Friedrichs des Großen), R ietsch el, Kiß, Wolff, Drake und Bläser ausgezeichnet. Die-Malerei, (Cornelius, Kaulbach, Schnorr von Carolsfeld) verdankt ihre jetzige Blüthe vorzugsweise den Kunstschulen zu Berliu, München, Dresden und Düsselborf. Einen besonbers eifrigen Förderer faubeu die Künste an König Ludwig I. von Baiern, der in der von ihm gegründeten „Walhalla" bei Regensburg die Büsten der größten deutschen Männer aller Jahrhunderte aufstellen ließ und talentvolle Maler und Bildhauer aufs Freigebigste unterstützte. Auf dem Felde der Wissenschaft haben die Deutschen zu allen Zeiten Hervorragendes geleistet, und nicht mit Unrecht hat man sie das „Volk der Denker" genannt. Unter den neuen Philosophen glänzen die Namen eines Leibnitz, Kant, durch dessen Vernunftlehre die Philosophie eine gänzliche Umgestaltung erfuhr, 3771543] Fichte, Hegel, Schelling. Derastronomcopernicus ist_ der Begründer des bis heute in Geltung gebliebenen Weltsystems, während Tycho de Brahe lehrte, daß die Erde feststehe, alle übrigen Weltkörper aber sich um die Sonne und mit dieser um die Erde drehten. Kepler berechnete die Abstände und die Umlaufszeiten der Planeten, Herschel entdeckte mit seinem Riesenteleskop den Uranus. Ausgezeichnet als Geschichts- und Alter-

5. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 30

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
30 Iii. Sparta und Achen. Die Perserkriege. trafen, zu berathen und dann der Volksversammlung vorzulegen; ihm staub die Leitung der Einnahmen und Ausgaben des Staats und die Überwachung bcr öffentlichen Sicherheit zu. Diejenigen Archonten, welche ihr Amt uutabelhaft verwaltet hatten, wurbeu in bcn Areopag, einen altehrwürbigen Gerichtshof, der seine Sitzungen auf dem Hügel des Kriegsgottes (Ares) hielt, aufgenommen. Er hatte die Aufsicht über die öffentliche Erziehung, über Zucht und Sitte, über Fleiß und Sittlichkeit der Bürger, über den heiligen Dienst der Götter und die religiöse Gesinnung des Volkes. Als „Auge des Gesetzes" hatte er das Recht, die Beamten zur Verantwortung zu ziehen und gegen alle Beschlüsse bcr Rathsherren und der Volksversammlung, die ihm gefährlich erschienen, Einspruch zu thun. Ohne eine Anklage abzuwarten, durfte er auch jeden Bürger, der sich eines Verbrechens schuldig gemacht, vor sich laden. Ihre Urtheilssprüche schrieben die Richter auf Täfelchen und warfen sic schweigend in die Urnen, deren eine die „Urne des Todes", die andere die „Urne der Erbarmung" hieß. Auf die Erziehung bcr Jugend legte Solon eben so hohen Werth wie Lykurg. Aber er wollte die Athener nicht bloß zu tapferen Kriegern und tüchtigen Staatsbürgern, sondern auch zu guten Weltbürgern heranbilden. Mit dem 7. Jahre wurden die Knaben aus den Handen der Frauen entlassen und in Allem unterrichtet, was dazu beitragen konnte, einen gesunden Geist in einem kräftigen, schönen Körper zu erzeugen, den Haß gegen das Schlechte und das Wohlgefallen an dem Eblen und Schönen rege zu machen. Mit den Leibesübungen Hand in Hand ging der Unterricht im Lesen und Schreiben und in bcr Musik, worunter man nicht nur Spiel und Gesang, sonbern die gesarnrnte geistige Bilbnng verstaub. Am frühen Morgen begaben sich die Knaben in die Schule, wo sie Lieder und Weisen mit Begleitung der Zither lernten, ferner Denksprüche weiser Männer und Gcbichtc über die Thaten bcr Helden. Dann gingen sie nach den Ringplätzen, wo sie sich im Laufen, Springen, Werfen, Ringen und Schwimmen übten. Dieser Unterricht dauerte bis zum 16. Jahre fort. Dann trat der junge Athener aus dem Knaben- in das Jünglingsalter und besuchte nun die Gymnasien, weitläufige Anlagen mit Bahnen zum Wettlauf, mit Ring und Springplätzen, mit Schleuber- und Wurfstanben, mit Bädern und schattigen Plätzen. Hier bildeten sich die Jünglinge zugleich durch Waffenübungen zum Kriegsbienste vor; vom 18. bis zum 20. Jahre bienten sie als Grenzwehr. Mit bcm 20. Jahre würden sic dann in die Zahl der stimmberechtigten Bürger aufgenommen und durften an den Volksversammlungen Theil nehmen. So trefflich auch Solons Gesetze waren, sic befriedigten weder die Edlen noch das Volk. Als er daher nach zehnjähriger Abwesenheit in Egypten, Kreta und Kleinasien, bei welcher

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 291

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4. Friedrich Wilhelm I. Der nordische Krieg. 291 ein besonders reger geistiger Verkehr herrschte am Hofe Sophie Charlottens. In Halle gründete Friedrich eine neue Universität, an welcher der gelehrte Thomasius und der fromme August Hermann Franke, der Stifter des Hall Äschen Waisenhauses, wirkten, und in Berlin die Akademie der Wissenschaften, deren erster Präsident der berühmte Philosoph Leibnitz wurde. Auch Werke der Kunst hinterließ er, die seinen Namen auf die Nachwelt gebracht haben, so das verschönerte königliche Schloß, das Zeughaus und das Standbild des großen Kurfürsten zu Berlin, sämmtlich Schöpfungen des Baumeisters und Bildhauers Andreas Schlüter. Die um ihres Glaubens willen ans Frankreich vertriebenen Protestanten fanden in Friedrichs Staaten jederzeit die bereitwilligste Aufnahme. Seiner Betheiligung am spanischen Erbfolgekriege ist schon gedacht; den Utrechter Frieden erlebte er nicht mehr. 4. Friedrich Wilhelm I. Der nordische Krieg. Auf Friedrich I. folgte sein einziger Sohn Friedrich [1713—1740 Wilhelm 1., fast in allen Stücken das Gegentheil des Vaters. Er war von überaus herrischer Gemüthsart, aber einfach in Tracht und Sitte, sparsam und häuslich, streng religiös und bürgerlich ehrbar, ein Mann von echt deutscher Art und allem fremdländischen Wesen abhold. Lust und Liebe zu den Wissenschaften, Geschmack für Kunst und feinere Bildung blieben ihm fremd; desto mehr war er auf Hebung der Volksschulen bedacht. Nur das rein Praktische hatte Werth in seinen Augen; was nicht unmittelbar zur allgemeinen Wohlfahrt beitrug, schien ihm überflüssig. Bei der Leichenfeier Friedrichs I. zeigte sich der Hof noch einmal in seinem alten Glanze. Dann entließ der neue König die Mehrzahl der Hofbeamten, beschränkte die übermäßigen Einkünfte der hohen Staatsdiener und verkaufte eine Menge Kostbarkeiten. Fortan galt musterhafte Ordnung und weise, peinliche Sparsamkeit im Haushalte des Königs wie des Staates als oberster Grundsatz. Während andere Fürsten hohen Gästen oder fremden Gesandten die kostspieligsten Feste gaben, führte sie Friedrich Wilhelm in sein „Tabakscollegium", wo man sich bei einer Pfeife und einem Glase Bier zwangslos unterhielt, und wo auch manche derben Späße gemacht wurden. Diese Unterhaltungen und die Jagd waren des Königs liebste Erholungen. Im Uebrigen war er unausgesetzt thätig, arbeitete von früh bis spät, überwachte alle Zweige der Verwaltung, war einen großen Theil des Jahres ans Reisen, sah überall selbst nach und unterwarf die Beamten der strengsten Aufsicht. Wehe dem, der sich Etwas zu Schulden kommen ließ! Er mußte gewärtig sein, daß ihn der König in seinem Zorne mit eigenen Händen durchprügelte. Ackerbau und Gewerbfleiß erfreuten sich Friedrich Wilhelms ganz besonderer Fürsorge; wo es galt, 19*

7. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 309

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Friedrichs des Großen Regierungsthätigkeit. Erste Theilung Polens. 309 feiten ansübt", sagte er, „ist gefährlich und schlimmer als eine Diebsbande." Wie sehr solche Gesinnungen dazn beitrugen, dem Volke Vertrauen zu den Gerichtshöfen einzuflößen, beweist die Geschichte des Müllers von Sanssouci. Das auf Friedrichs Anregung von Carmer und anderen ausgezeichneten Rechtsgelehrten abgefaßte „Allgemeine Landrecht" war das beste Gesetzbuch jener Zeit und bildet noch heute die Grundlage des preußischen Rechts. An seinen Freund, den Marquis d' Argens schrieb Friedrich einst vom Kriegsschauplätze aus: „Ick weiß nicht, ob ich diesen Krieg überleben werde; geschieht es, so bin ich fest entschlossen, meine übrigen Tage in der Entfernung von den Unruhen, im Schooße der Philosophie und der Freundschaft zuzubringen." Er hat seine Worte zur That gemacht. Die weuigeu Mußestunden, welche ihm die Regierungsgeschäfte übrig ließen, verbrachte er im Kreise seiner gelehrten Freunde oder mit Abfassung zahlreicher Schriften. Leider wandte er sich mit ausschließlicher Vorliebe der französischen Sprache und Bildung zu, von den Größen deutscher Wissenschaft und Poesie nahm er keine Notiz. Franzosen bildeten seinen täglichen Umgang, Franzosen nahmen die ersten Stellen an der Akademie der Wissenschaften ein, mit Franzosen stand er in stetem Briefwechsel. Den berühmten Dichter und Philosophen Voltaire zog er an seinen Hof und erwies ihm alle mir denkbaren Aufmerksamkeiten, fand sich aber schon nach einem Jahre bewogen, ihn wegen seiner zu Tage getretenen Gemeinheiten wieder zu entfernen. Den größten Theil des Jahres verlebte Friedrich in dem von ihm erbauten herrlichen Lustschlosse Sanssouci bei Potsdam. Seine Zeit verging unter anhaltender, streng geregelter Thätigkeit; „nichts hat mehr Aehnlichkeit mit dem Tode, als der Müßiggang", sagte er. Früh drei Uhr, im Winter um vier Uhr, ließ er sich wecken. Während des Ankleidens las er die eingegangenen Berichte durch, versah sie mit kurzen, oft witzigen und schlagenden Randbemerkungen und ließ sie so seinen Räthen zu gehen. Nach dem Frühstück arbeitete er mit den Ministern, beantwortete Briefe, ertheilte Audienzen, besuchte die Parade und ritt oder ging spazieren. Das Mittags essen, das Punkt 12 Uhr angerichtet würde, liebte er durch lehrreiche und cinziehcube Gespräche, auch durch Auekboteu und Schwänke gewürzt. Dann empfing er Künstler und Gelehrte, ertheilte ihnen Aufträge, ließ sich Vorträge über neu erschienene Bücher halten nnb las ober schrieb hierauf. Nach der Abeubtafel war gewöhnlich Concert, bei welchem bcr König selbst einige Stücke auf der Flöte vortrug. Erst gegen Mitternacht suchte er das Lager auf. Im Mai unternahm er regelmäßig Reifen, hielt Truppenmusterungen ab, untersuchte die Verwaltung der Provinzen bis ins Einzelgehende und nahm dabei Bittschriften entgegen. Nur vorübergehend) wurde biefe geräuschlose, aber segensreiche

8. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 35

1872 - Heidelberg : Weiß
Uh- - U‘ 35 — nieder. Gegen dieses Unwesen der Ritter erhoben sich die Städte, bis endlich die eiserne Hand Rudolfs von Habsburg dem Fanstrecy. und dem Räuberweseu ein Ziel setzte ^ m. tt. ^ 1. Die Städte waren durch die Kreumge zu großer Bedeutung; svs Mühte da Gewerbe und Handel; Künste und Wissenschaften wi..-den aevfleat Mit der Zeit erwarbenff^ch^ö^e^Frnmff^mt^hatteu das Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen. Es gab Landstädte und fr-ie Reichsstädte- Jene stunden unter einem Reichsfursten. diele unmittelbar unter dem Kaiser. - Zur Zeit, des Faustrechts chlasseu viele Stadt-Bündnisse unter einander gegen bte Gewaltthätigkeit des Udels und zu aeqenseitigem Schutz und Nutzen. Unter diesen Stäbtebnnbuislen war. bte Hansa, b, i. Genossenschaft am mächtigsten. Dieser Bundumfaßte übe. 100 Städte, von bettelt Lübeck, Bremen und Hamburg bte wichtigsten waren. Die Macht bieses Bunbes würde so groß, daß er Heere und Floüeu hielt und selbst mit den Königen von Norwegen und Dänemark siegreiche Kampfe bestand. — In den Städten verbreitete sich mit dem Anfang de* U. oahr= Hunderts auch Dichtkunst und Gesang. Die Bürger fanden Vergnügen daran, die schönen Lieder und Erzählungen der Mtniteianger Zu lesen uttb nachzu-abttten. Die Gesänge dieser Werkmeister nannte man Mei|terge)ange, sie selbst hießen Meistersänger. Sie bildeten eigene Zünfte und versammelten sich regelmäßig in ihren Herbergen, wo dann bte neugebweten Lieber vorgetragen würden. An Sonntagen veranstaltete man in der Kirche otfent-liche Preissingen. Die Sieger erhielten Kranze ober Ketten. Das war für sie uttb ihre Familien eine große Auszeichnung. Der berühmteste Menrer-fättger war Hans Sachs, ein ehrbarer Schuster au* Nürnberg, atm 15o0>.) 2. Um bett Unorbttungen und Mißbrauchen zur Zeit dev Fanstrecht^ entgegenzuwirken, bildeten sich geheime Gerichte, die A-e in g e r t ch t e. Sie entstanden in Westfalen aus den alten Gangerichten verbreitetet! sich aber nach und nach über ganz Deutschland. Der Vorsitzende des Gerichts hm5 ?Vtei' qvaf, die Beisitzer Freischöppen, der Ort der Sitzung Fmstuhl. Der Haupt-stuhl war zu Dortmund. Nur die Schöppen waren mit der Einrichtung dieses Gerichtes vertraut. Sie hießen barum Wufcllbe und erkannten uct au geheimen Zeichen ober Losungen. Die Vorla^nngdez Angeklagten geschah durch einen Brief mit sieben Siegeln, der an das Haus be» Angeklagten oder au das nächste Heiligenbilb gesteckt würde Der Angeklagte durfte sich natürlich üerteibigeit. Erschien er aber auf wiederholte Vorlabung mcht, w würde bennoch die gegen ihn erhobene Befchulbigung untersucht. ^and man ihn schuldig, so wurde er verfemt, d. H. den Wissenden preisgegeben. -Vtefe hatten die Pflicht, den Verurteilten an einem Baume anfzuknupfen ober mit dem Messer nieberzustoßen. Zu der Leiche des Gerichteten tourbe tmmer eitt Messer mit dem Zeichen der Feme gelegt, ein Beweis, daß Hier mt Namen der heiligen Feme gehanbelt worben sei. Die Furcht vor der ge-lieimeu Macht der Feme verhütete wohl manche Unthat; allein mit der ^ett arteten auch diese Gerichte aus. y 33. Rudolf von Habsburg. (Kaiser ans vers chiebenen Häusern. 1273—1347.) Um dem unsäglichen Elend, welches durch das Faustrecht über Deutschland hereingebrochen war, ein Ende zu machen, traten die deutschen Fürsten in Frankfurt wieder zusammen und wählten einen

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. I

1873 - Heidelberg : Winter
I Kettfaden der Wel ich te fr mittlere und untere Gymnafialklassm oder lateinische Schulen, Real-uud Brgerschulen, Pdagogien und andere Anstalten von eorg-Fckernnstitui f. " .''S Dr. Heinrich Dittmar. Schulbuchbibliothek Siebente Auflage, durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgefetzt von Gottlob Dittmar, Lehrer an der hheren Brgerschule zu Neuwied. Heidelberg. Carl Winter's Universittsbuchhandlung. 1873.

10. Die mittlere und neue Welt - S. I

1873 - München : Lindauer
- rtschriftf/che Sohnsrengel Abriß der Geschichte und Geographie für höhere Lehranstalten mit den einschlägigen Landkarten und historischen Tafeln von M. t>. Sattler, kgl. Professor am Ludwigsgymnasium in München. Zweiter Band: Die mittlere und neue Welt. %ip fast höchster Ministcrial-Lntschlicßuiig für dcil Zchulgcbrauch genehmigt. Forts christliche Leihbucnerei gohnsfengel München, 1873. Verlag der I. Lind auer'schen Buchhandlung. (Schsppmg).
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